Lebensmitteltaschen schliessen eine Lücke
Im Dezember wurde das Konzept an neue Corona-Vorschriften angepasst: Wegen des Versammlungsverbots werden die Taschen den Bezügern, die sich online angemeldet haben, bis vor die Haustür geliefert. Ein Teil wird zudem an karitative Organisationen abgegeben. So auch an den Treffpunkt Stutzegg im Untergrundquartier. Dieses offene Gasthaus ist eine gefragte Anlaufstelle für Armutsbetroffene. «Für einen Franken gibt es hier eine warme Mahlzeit und einen Ort, an dem man einfach sein kann», sagt Flurina Calzaferri vom Leitungsteam. Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf ihre Arbeit aus: «Zum Essen dürfen wir weniger Personen bewirten. Gleichzeitig müssen wir Menschen abweisen, die neu zu uns kommen, weil andere günstige Angebote oder Aktivitäten nicht mehr stattfinden.»
Die Lebensmitteltaschen des SRK sind als Überbrückung sehr gefragt. «Sie sind eine sehr wertvolle Unterstützung für alle unsere Besucher», sagt Calzaferri. Eine dankbare Empfängerin ist Dorothea N., die seit über zehn Jahren im Stutzegg verkehrt. Nach Scheidung und Aufenthalten in der Psychiatrie lebt sie von einer Minimalrente. Sie ist bescheiden und kann selbst der Pandemie etwas Positives abgewinnen: «Die Zeit der Einschränkung erinnerte mich an meine Kindheit, als das Leben noch nicht so hektisch war wie heute.» Unverzichtbar sind für die 74-Jährige Sozialkontakte, die sie im Treffpunkt Stutzegg findet. Dank weniger Ausgaben für Lebensmittel liegt auch mal ein Ausflug drin. «Ich fahre gerne Zug, um unter die Leute zu kommen.»