Sonja Rucklis Engagement für den Besuchsdienst

Aktiv sein - auch im Alter

Sonja Ruckli kam 2021 neu als Freiwillige zum Rotkreuz-Besuchsdienst. Bei dieser Aufgabe trifft sie sich mit Menschen, die oft alleine leben und gerne etwas Gesellschaft haben. Sonja Ruckli kennt das nur zu gut. Sie fühlte sich nach dem Tod ihres Partners ebenfalls sehr einsam. Und wurde aktiv.
Sonja Ruckli auf ihrer Terasse in Luzern

Die attraktive, bald 70-jährige Dame, öffnet ihre Wohnungstüre und strahlt. Frau Ruckliist trotz vieler Schicksalsschläge ein positiver, offener und neugieriger Mensch geblieben. Sie kennt schwierige Phase im Leben, die einen runterziehen können. «Ich musstegegen meine Einsamkeit kämpfen. Man muss das Leben selber in die Hand nehmen».

Von der Protagonistin…

Als die Videoproduktion von «Familien- und Frauengesundheit» für den Dokumentarfilm «Einsamkeit hat viele Gesichter – Herausforderungen beim Älterwerden» Protagonistinnen und Protagonisten suchte, sagteSonja Ruckli zu. Die Mutter und Grossmutter hatte ihren langjährigen Partner verloren und kannte einsame Stunden nur zu gut. Sie war bereit, «sich zu outen» und wurde als eines von sieben Beispielen zum Weckruf für die ältere Bevölkerung, gegen Einsamkeitsgefühle aktiv zu werden.

… zur Aktivistin

Das Rote Kreuz Kanton Luzern war bei derFilmpremiere dabei und zeigte sich beeindruckt über die unterschiedlichen Schicksale der porträtierten Menschen. Ihre Profile passen zum Freiwilligenprofil der Rotkreuz-Besuchsdienst (u.a. proaktiv sein, jemandem Zeit schenken, sich einbringen und freuen, dass etwas zurückkommt) weshalb die Protagonistinnen und Protagonisten auf den Besuchsdienst beim SRK angesprochen wurden. Anschliessend konnte das SRK Interessent/-innen zu einem Besuch an die Maihofstrasse in Luzern einladen. Sonja Ruckli kam – und blieb. Sie engagiert sich seither in ihrem Quartier und besucht beispielsweise jeden Montagmorgen einen über 90-jährigen Senior. Er lebt in seinem schönen Heim, leidet an Demenz und blickt auf ein reiches Leben zurück.

Vertrauen muss sich entwickeln

Sonja Ruckli hat seit 16 Jahren MS (Multiple Sklerose). Sie bleibt deshalb lieber im Quartier und ist gerne auf ihrem Scooter unterwegs. Nach jedem Besuch bei dem betagten Gentleman weiss man ein wenig mehr voneinander. Der Gesprächsstoff wird dichter. «Es geht darum, über den 'Small Talk' hinaus Gemeinsamkeiten und ähnliche Interessen oder Themen zu finden, man ist sich ja am Anfang völlig unbekannt», erzählt Sonja Ruckli. Das ist nicht nur spannend, sondern auch für beide Seite eine gute Erfahrung. Nach 1,5 bis 2 Stunden ist die Besuchszeit um, und es bleiben Eindrücke hängen, die über das Momentum des Besuchs hinausgehen und das gegenseitige Vertrauen stärken.

Das Leben aktiv leben

Die Freiwilligenarbeit beim Rotkreuz-Besuchsdienst hat mehrere positive Effekte. Frau Ruckli schenkt einer anderen Person Aufmerksamkeit und ist gleichzeitig selber abgelenkt vom eigenen Alltag. Sohn, Enkelkind, Hund und Katze sowie Nachbarn und Bekannte bilden für Sonja Ruckli ein starkes soziales Netzwerk. Und dennoch bleibe freie Zeit, die man sinnvoll nutzen könne. Nach einer Medikamentenvergiftung sass Sonja Ruckli für gut vier Jahre im Rollstuhl und war komplett auf die Hilfe anderer angewiesen. Aus dieser Situation wollte sie raus und hat mit grosser Entschlossenheit auf ein wieder eigenständiges Leben hingearbeitet. Aus dieser positiven Erfahrung schöpft sie u.a. die Kraft, das Leben immer wieder selber in die Hand zu nehmen und zu verändern. «Ich kann eine Tätigkeit, wie die Freiwilligenarbeit beim Roten Kreuz oder einer anderen Organisation nur empfehlen», sagt sie. Überhaupt werde älteren Personen in unserem Land viel angeboten. Es gäbe zahlreiche Anlaufstellen, die einem weiterhelfen. Und auch finanziell gehe es den Menschen hier recht gut. «Ich bin dankbar für mein Leben, das ich hier in Frieden und Zuversicht führen und mit anderen für ein paar Stunden teilen kann.»