Ein Lichtblick für Armutsbetroffene

essen + mehr - Verteilaktion im Kanton Luzern

Auch in der Schweiz ist die materielle Not oft gross. Die Verteilaktion «essen + mehr» des Roten Kreuz Kanton Luzern hilft Betroffenen mit Artikeln für den Grundbedarf.
Freiwillige des SRK übergibt eine Einkauftstasche mit Grundnahrungsmitteln

Kurz vor Weihnachten 2021 sind in der Stadt Luzern viele Menschen für letzte Besorgungen unterwegs. Trotz Corona-Pandemie sind Strassen und Geschäfte belebt. Unterwegs sind in diesen Tagen auch Freiwillige des Schweizerischen Roten Kreuzes Luzern, die in der ganzen Stadt Lebensmittelpakete ausliefern. Die aufwändige Auslieferung gehört zur Aktion «essen + mehr», die das SRK Luzern in der Corona-Krise ins Leben gerufen hat. Einmal im Monat erhalten Armutsbetroffene eine mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln gefüllte Einkaufstasche.

«Die Nachfrage hat unsere Erwartungen weit übertroffen», sagt die Luzerner SRK-Geschäftsführerin Erica Züst. Bei der Warenausgabe bildeten sich lange Schlangen.

«Besonders beeindruckt hat uns die Geduld der Menschen und ihre Dankbarkeit. Dank den Lebensmittelpaketen erhalten sie finanziell etwas Luft.»

Geschäftsführerin Erica Züst

Lebensmitteltaschen schliessen eine Lücke

Im Dezember wurde das Konzept an neue Corona-Vorschriften angepasst: Wegen des Versammlungsverbots werden die Taschen den Bezügern, die sich online angemeldet haben, bis vor die Haustür geliefert. Ein Teil wird zudem an karitative Organisationen abgegeben. So auch an den Treffpunkt Stutzegg im Untergrundquartier. Dieses offene Gasthaus ist eine gefragte Anlaufstelle für Armutsbetroffene. «Für einen Franken gibt es hier eine warme Mahlzeit und einen Ort, an dem man einfach sein kann», sagt Flurina Calzaferri vom Leitungsteam. Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf ihre Arbeit aus: «Zum Essen dürfen wir weniger Personen bewirten. Gleichzeitig müssen wir Menschen abweisen, die neu zu uns kommen, weil andere günstige Angebote oder Aktivitäten nicht mehr stattfinden.»

Die Lebensmitteltaschen des SRK sind als Überbrückung sehr gefragt. «Sie sind eine sehr wertvolle Unterstützung für alle unsere Besucher», sagt Calzaferri. Eine dankbare Empfängerin ist Dorothea N., die seit über zehn Jahren im Stutzegg verkehrt. Nach Scheidung und Aufenthalten in der Psychiatrie lebt sie von einer Minimalrente. Sie ist bescheiden und kann selbst der Pandemie etwas Positives abgewinnen: «Die Zeit der Einschränkung erinnerte mich an meine Kindheit, als das Leben noch nicht so hektisch war wie heute.» Unverzichtbar sind für die 74-Jährige Sozialkontakte, die sie im Treffpunkt Stutzegg findet. Dank weniger Ausgaben für Lebensmittel liegt auch mal ein Ausflug drin. «Ich fahre gerne Zug, um unter die Leute zu kommen.»

«In der Corona-Krise sind wir mit Notsituationen konfrontiert, wie wir sie zuvor kaum je gesehen haben. Ich wünsche mir, dass noch mehr den Mut haben Hilfe annehmen.»
Geschäftsführerin Erica Züst

Die Not nimmt zu

Hilfe in Anspruch zu nehmen, braucht Überwindung, weiss man beim Roten Kreuz Kanton Luzern. Deshalb ist Geschäftsleiterin Erica Züst froh, dass die Aktion «essen + mehr» auf Resonanz stösst und Menschen in Not den Weg zum SRK finden.

Frau hilft beim Verpacken der Taschen