Interview mit der neuen Geschäftsführerin

Jasmin Stutz und das SRK

Am 1. Juli 2022 hat Jasmin Stutz die Leitung des SRK Kanton Luzern übernommen. Was hat sie inzwischen erlebt? Was ist ihr aufgefallen? Wie hat sie sich eingearbeitet? Wo sieht sie das SRK in fünf Jahren? Ein Interview mit der neuen Geschäftsführerin.
Jasmin Stutz mit dem Fachausschuss des SRK Luzern
Jasmin Stutz mit dem Fachausschuss des SRK Kanton Luzern
Jasmin, seit einem halben Jahr leitest du das Rote Kreuz im Kanton Luzern. Welches waren die wichtigsten Eindrücke für dich in dieser Zeit?

Jasmin Stutz: Zum einen die hohe Motivation. Ich habe bei den Mitarbeitenden und den Freiwilligen sehr rasch gespürt, dass das Engagement für das Rote Kreuz hoch und echt ist. Wir bemerken im Alltag immer wieder, dass wir die Rotkreuz-Grundsätze «wie selbstverständlich» leben – im Umgang mit unserer Kundschaft, aber auch intern. Dann hat mich die professionelle Organisation und ihre solide Struktur beeindruckt. Mir persönlich sagt auch der Austausch und die unkomplizierte Vernetzung mit den anderen Kantonalverbänden zu. Wir sind eine Familie, das spürt man. Wir tauschen uns aus und unterstützen einander. Während unserer Aktivitäten im Jubiläumsjahr habe ich oft gehört, dass das SRK sehr positiv wahrgenommen wird. Das macht mich stolz. Wir sind eine Organisation mit langer Tradition und grosser Zukunft.

Was hat dich in der Praxis überrascht und wo wurden deine Vorstellungen bestätigt?

J.S.: Alle kennen das Rote Kreuz, aber die Vielseitigkeit und die Breite des Angebots hat mich dann doch überrascht. Das fängt bei uns im Kanton Luzern an. Und setzt sich mit Blick auf die Schweizerische Dachorganisation mit den Kantonalverbänden, dem Blutspendedienst, den Samaritern, den Lebensrettungsschwimmern, den Rettungshunden, dem Militärsanitätsverband und der Humanitären Stiftung fort. 53'000 Freiwillige übernehmen schweizweit Aufgaben für das Rote Kreuz, weltweit sind es sogar 17 Millionen Freiwillige. Das ist beeindruckend. Ich hatte davon eine Idee, aber die Realität ist viel grösser. Das gilt auch in Hinblick auf unsere Mitglieder und Spendenden. Ich erfahre den wichtigen finanziellen Support für unsere Aktivitäten im Kanton Luzern fast wöchentlich.

Wie organisierst du deine Arbeit und die Aufgaben des ganzen Teams?

J.S.: Unsere Aufgaben sind in verschiedene Bereiche gegliedert. Die jeweiligen Bereichsleitenden arbeiten sehr selbstständig und sind grösstenteils schon längere Zeit dabei, d.h. dass Details bekannt und vertieftes Wissen pro Bereich vorhanden ist. Meine Aufgabe ist es, diese Bereiche «zu einem grossen Bild» zusammenzuführen, Verantwortung zu teilen, Transparenz zu fördern und nach innen wie nach aussen zu vernetzen. Wir sind als Team stark. Wir pflegen einen regelmässigen und effizient organisierten Austausch. Deshalb sind auch der Fachausschuss und die Stellvertretung (siehe Kasten) für mich wichtig.

 
Das Rote Kreuz hat sich immer für die Situationen von vulnerablen Personen interessiert. Ändert sich das Umfeld, ändern wir unsere Angebote.
Jasmin Stutz
Welche neuen Projekte stehen an bzw. gibt es generelle Veränderungen?

J.S.: Die auch bei uns fortschreitende Digitalisierung hilft uns dabei, Wissen zu teilen und so für unsere Kundschaft die besten Lösungen zu finden. Wer z.B. seinen an Demenz erkrankten Mann betreut, findet neben Entlastungsdienst und Fahrdienst auch im Bildungsbereich interessante Angebote zu diesem Thema. Durch die digitale Transformation entstehen neue Angebote und Prozesse werden optimiert. Wichtig ist für uns, dass das «Mehr an Daten» sich in einem «Mehr an Menschlichkeit» zeigt. Unsere neue Strategie heisst – eigentlich ganz simpel – «Für ein ganzes Leben». Daran orientieren wir uns. Was benötigen die Menschen im Laufe ihres Lebens? Wo und wie sind wir dabei an ihrer Seite? Das Rote Kreuz hat sich immer für die Situationen von vulnerablen Personen interessiert. Ändert sich das Umfeld, ändern wir unsere Angebote. Das zeigt sich aktuell beispielsweise im Zusammenhang mit den Flüchtlingsströmen. Da ist unsere Unterstützung viel gefragter, also noch vor zwei Jahren. Für ein ganzes Leben gilt auch der Freiwilligenarbeit. Wir haben Angebote für 15- bis 80-jährige und teilweise noch älter. Die Freiwilligen sind für uns sehr wichtig. Und wir für sie. Ich höre immer wieder, dass es ein «Geben und ein Nehmen» sei. Freiwillige bekommen auch viel zurück und gestalten freie Zeit sinnstiftend.

Was ist dir persönlich sehr wichtig, wofür willst du dich besonders einsetzen?

J.S.: Wir bilden andere weiter und auch für uns intern, ist mir das ein wichtiges Anliegen: die Mitarbeitenden mit dem nötigen Wissen auszustatten, damit Neues entdeckt und umgesetzt werden kann. Die Welt ist im Fluss und wir gehen mit der Zeit. Dazu braucht es innovatives Denken und Handeln. In der Wahrnehmung nach aussen wünsche ich mir, dass das SRK mit seinen vielen Angeboten und Dienstleistungen noch sichtbarer wird. Wer plötzlich mit einem Thema wie Krankheit oder Unfall und damit Betreuung und Pflege konfrontiert wird und Hilfe benötigt, soll nicht lange suchen müssen. Denn gerade in einer solchen Situation muss die Energie in die Bewältigung der anstehenden Aufgaben fliessen und nicht in teilweise verzweifelte Rechercheaktionen.

Die Strategie 2025/2030 wurde bereits eingeleitet. Was wird sich ändern und wo steht das SRK im Kanton Luzern in der nahen Zukunft?

J.S.: Wofür wir stehen, bleibt bestehen. Es gibt - glücklicherweise - in der Schweiz und im Kanton Luzern ein grosses Unterstützungsangebot von diversen Organisationen. Wir wollen u.a. in den Regionen noch aktiver sein. Heute sind einige Angebote - auch in der Freiwilligenarbeit - teilweise noch Stadt-lastig. Wir sehen weiter eine Vernetzung bzw. auch partnerschaftliche Kooperationen, damit die vielen Leistungen vorhandener Organisationen noch besser aufeinander abgestimmt sind. Unser aller Ziel muss es sein, einzelnen Menschen, die Unterstützung in unserem Kanton benötigen, die beste Betreuung und Beratung zu geben.

Danke vielmals, Jasmin, für das Interview!