Manchmal reichen sieben Treppenstufen, damit ein Mensch es nicht mehr schafft, allein in den Garten oder in ein nahe gelegenes Geschäft zu gehen.
Bis zum Briefkasten
Alexandra Wiss hatte ein Inserat gesehen und wusste instinktiv, dass sie sich als Freiwillige melden will. Seit 2021 besucht sie in der Regel einmal pro Woche Hedy Häfliger, eine freundliche 93-jährige Frau in der Luzerner Agglomeration. «Wir gehen zusammen zum Coiffeur, waren jetzt gerade bei der Dentalhygiene, trinken gerne einen Kaffee an einem schönen Ort oder machen einfach einen Spaziergang», erzählt sie aus ihrem Alltag. Auf Bewegung legt die Tochter von Frau Häfliger grossen Wert. Sie besucht ihre Mutter ebenfalls jede Woche, kann aber nicht jeden Tag vorbeikommen. Deshalb wandte sie sich an das SRK. «Meine Mutter möchte zu Hause leben, sie ist etwas unsicher auf den Beinen, geht noch mit Hilfe des Lifts zum Briefkasten. Weiter getraut sie sich nicht mehr», erzählt Monika Häfliger. Alexandra Wiss hat soeben die Ausbildung zur «Pflegehelferin SRK» abgeschlossen. «Ich hatte schon lange an so etwas gedacht. Doch erst die Besuche bei Frau Häfliger gaben mir die Gewissheit, dass ich das will und kann.» Und warum engagiert sie sich nebenberuflich immer noch freiwillig? Weil sie gerne jemandem Zeit schenke, der Unterstützung brauche. «Wir telefonieren auch mal am Abend und plaudern zusammen. Dann spüre ich die leuchtenden Augen von Frau Häfliger sogar durchs Telefon.»
Wertvolle Verbindungen
Lydia Henseler Lüthi besuchte seit 2020 regelmässige eine ältere, gehörlose Frau. Am Anfang konnte die Klientin ihre Wohnung mit Gehstock und Rollator verlassen und kleinere Besorgungen machen. Danach fiel es ihr immer schwieriger. Die Freiwillige Lydia Henseler Lüthi organisierte einen Rollstuhl beim Roten Kreuz. «Ich lieh ihr wenn nötig meine Stimme aus», sagt die pensionierte Psychomotorik-Therapeutin. Sie sah und spürte, was nötig war und brachte sich ein. In ihrer gemeinsamen Zeit spielten sie Scrabble oder schauten Fotobücher aus der Vergangenheit an.