Von Generation zu Generation gefragt

Mobil bleiben dank dem Rotkreuz-Fahrdienst

Von einem Tag auf den anderen kann sich die Lebenssituation von Einzelpersonen und ganzen Familien verändern. Der Rotkreuz-Fahrdienst ist seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner im Alltag, wenn es um das Thema Mobilität geht.
Ein Freiwilliger vom Fahrdienst ist mit einem Klienten unterwegs
«Ich bin sehr zufrieden»: Fahrgast Julius Arnold (links) und der freiwillige Fahrer Niklaus Müller sind bei der Stiftung «Der rote Faden» angekommen.

2017 zeigten sich erste leichte Anzeichen. Dann – vor gut einem Jahr – musste sich Familie Arnold aus Emmenbrücke neu organisieren. Bei Julius Arnold (77) wurde Demenz diagnostiziert. Die Krankheit schreitet voran und raubt dem liebenswürdigen Vater zweier erwachsener Kinder und vierfachen Grossvater immer grössere Teile seiner Selbstständigkeit. Seine Frau Madeleine Arnold (76) wusste, dass sie eine Lösung finden muss. Denn nach ihrem seit seiner Geburt erblindeten Sohn brauchte nun auch ihr Mann ihre volle Unterstützung. Der behandelnde Arzt wies sie auf die Stiftung «Der rote Faden» und den Rotkreuz-Fahrdienst hin. «Ich kannte beide nicht, denn wir brauchten vorher keines dieser Angebote», sagt Madeleine Arnold im Gespräch.

Oft wird zu lange gewartet
Der Krankheitsverlauf von an Demenz erkrankten Personen ist unterschiedlich. Und doch kommt irgendwann der Moment, wo es nicht mehr ohne die Aufmerksamkeit und die Begleitung durch Dritte geht. «Seit Mai 2022 ist mein Mann am Dienstag und Donnerstag im ‘Roten Faden’», bestätigt Frau Arnold. Obwohl die Anforderungen an ihre Präsenz und Umsicht sehr hoch sind, ist sie voller Energie. Von 9.30 bis 17.30 Uhr kann sie sich dann konzentriert ihrem Sohn, dem Haushalt und dem Garten widmen
oder auch mal durch die Stadt flanieren. «Ich bin ja 24 Stunden für Julius da und oft auch für unseren Sohn. Ich muss mich organisieren können.» Trotz all den Herausforderungen haben die Arnolds ein schönes Familienleben. Von Arztbesuch zu Arztbesuch wird analysiert, welche weiteren Schritte für den zudem an Diabetes erkrankten Senior nötig sind. Brigitta Karrer, Leiterin Tagesbetreuung Stiftung «Der rote Faden», betont, dass viele Familien leider zu lange warten, bis sie Hilfe beanspruchen. «Durch die Demenzerkrankung vereinsamen die Betroffenen zunehmend. Wir wissen, dass soziale Kontakte auch für sie eine Bereicherung sind.» Je früher sie mit anderen interagieren würden, desto mehr könnten sie «noch» am Leben teilnehmen, was sich positiv auswirke.

Manchmal erzählen mir die Kundinnen und Kunden in einer halben Stunde fast ihr ganzes Leben.
Niklaus Müller, Freiwilliger beim SRK Kanton Luzern

«Da sind wir»
Julius Arnold wird von Niklaus Müller in den Empfangsbereich des «Roten Fadens» begleitet. Der Freiwillige des Fahrdienstes ist seit mehr als sechs Jahren beim Roten Kreuz engagiert. «Wie war die Fahrt?» wird Julius Arnold gefragt. «Bestens, die sind einfach alle gut. Ich bin sehr zufrieden». Am Anfang war Julius Arnold etwas nervös, ob er pünktlich abgeholt wird, ob alles klappt, wer ihn fährt und vieles mehr. Niklaus Müller ist jeden Donnerstag als Rotkreuz-Fahrer in seinem Privatauto unterwegs. Drei Mal pro Monat chauffiert er seine Fahrgäste im Rollstuhlauto. Warum engagiert er sich? «Ich habe mich frühzeitig pensionieren lassen und wollte etwas Soziales machen», informiert der frühere Logistiker. «Manchmal erzählen mir die Kundinnen und Kunden in einer halben Stunde fast ihr ganzes Leben. Ich höre von vielen schlimmen Erfahrungen.» Dabei stelle er immer wieder fest, wie gut es ihm selbst gehe, er sei zufrieden. «Ich bin positiv, mache gerne ein Spässchen, das kommt gut an. Und Lachen ist ja die beste Medizin», schmunzelt Niklaus Müller.

Besonders aufmerksame Betreuung
Die Rotkreuz-Fahrpersonen werden sensibilisiert, damit sie die Kundschaft mit Demenz einschätzen und sicher am jeweiligen Ort übergeben können. «Man muss wirklich vorausschauen, sie teilweise an der Hand nehmen und darf sie keine Sekunde allein lassen.» Niklaus Müller fährt oft zum «Roten Faden», aber auch zu Demenzstationen in Altersheimen oder zum Hof Rickenbach, wo es Tages- und Ferienplätze gibt. Er ist einer von rund 130 Fahrerinnen und Fahrern.

Was der SRK-Freiwillige schätzt, sind die regelmässigen Weiterbildungen (z. B. Nothilfe-Refresher) sowie das gesellige Zusammensein bei internen Anlässen. Freizeitfahrten machen Spass Gemäss Alessandro Rigoni, Leiter Rotkreuz- Fahrdienst, machten die Fahrten im Gesundheits- und Betreuungsumfeld den grössten Teil der 2022 gefahrenen 717 654 Kilometer aus. Seit Corona sei die Zahl der Freizeitfahrten (Jassabend, Konzert, Familientreffen etc.) zurückgegangen. «Es ist wichtig, auch solche Fahrten anzubieten, da soziale Kontakte als Ausgleich essenziell und gesundheitsfördernd sind.»

Eine Person hilft einem älteren Mann beim Einsteigen ins Auto

Freiwilliges Engagement
Den Rotkreuz-Fahrdienst gibt es seit 55 Jahren. Freiwillige fahren dabei ältere, behinderte, kranke oder verunfallte Personen zur Gesundheitspraxis, in die Therapie, ins Spital, zur Arbeit, zur Schule, ins Heim, in die Tagesstruktur, zu Familienangehörigen, zu Bekannten und zu Freizeitangeboten. 2022 waren 130 Fahrpersonen 37 722 Mal im Dienste der Menschlichkeit unterwegs im Kanton Luzern. Viele unterschiedliche Menschen nutzen die Dienstleistung oder engagieren sich beim Fahrdienst.

Machen Sie mit. Helfen auch Sie in Luzern.

Interessiert an Freiwilligenarbeit?

Wir freuen uns auf Ihren Kontakt:
info@srk-luzern.ch